Erektile Dysfunktion

Was ist eine erektile Dysfunktion? 

Erektile Dysfunktion

Die erektile Dysfunktion (Erektionsstörungen) ist eine häufig anzutreffende gesundheitliche Last bei vielen Männern. Studien zufolge liegt die Betroffenenquote bei etwa 2 % bei jüngeren Männern (< 40 Jahre) und bis zu 86 % bei Männern über 80 Jahren. Die Erkrankung beeinträchtigt die Lebensqualität der betroffenen Männer und ihrer Partnerinnen respektive ihrer Partner. Erektile Dysfunktion (ED) gehört zu den Themen, die die betroffenen Männer aufgrund von Scheugefühlen nicht bzw. nicht rechtzeitig spezialisierte ärztliche Hilfe aufsuchen. Dies führt zur Verschlechterung der Symptome bis hin zum Auftreten schwerwiegender Erkrankungen des Herzkreislaufsystems.

Diagnostik der erektilen Dysfunktion:

Sexualanamnese

Ein wichtiger Schritt einer erfolgreichen Behandlung der ED ist die zeitnahe Erhebung der Sexualanamnese. Diese bezieht sich auf Analyse der   wichtigsten Sexualfunktionen wie Libido, Erektion, Ejakulation, Orgasmusempfinden. Auftreten von Penisschmerzen bei Erektion kann ein Hinweis bzw. erste Symptome einer beginnenden Induratio Penis Plastica sein.  Gestörte Ejakulation kann differenzialdiagnostisch bei Prostatahyperplasie oder chronische Prostatitis vorkommen.

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung sollte neben Erfassung von Gewicht und Körpergröße (Body-Mass-Index) auch eine Inspektion des Genitals beinhalten, um etwaige Veränderungen wie z. B. eine Phimose, eine Induratio Penis Plastica (Penisverkrümmung) oder eine Balanoposthitis zu eruieren.

Labordiagnostik

Die Labordiagnostik beinhaltet die Kontrolle des Cholesterins und den Triglyceriden. Bei Diabetikern werden zusätzlich der Nüchternblutzucker sowie der HbA1C-Wert mitbestimmt. Bei Indikation erfolgt ebenfalls eine hormonelle Analyse, insbesondere von Gesamttestosteron, Prolaktin und Thyreotropin (TSH).

Gefäßdiagnostik (Penis-Farbdoppler)

Die Farbdopplersonographie der Penis-/Schwellkörperarterien wird entsprechen den aktuell gültigen urologischen Leitlinien lediglich in bestimmten Fällen empfohlen.  Die Farbdopplersonographie muss dabei in Kombination mit einem Schwellkörperpharmakontest erfolgen, wobei systolische Spitzenflussgeschwindigkeiten >30 cm/s als beweisend für die Integrität der Penisarterien und solche <25 cm/s beweisend für eine arterielle Minderdurchblutung sind.

Folgen einer Potenzstörung

Eine langanhaltende Potenzstörung kann sich in vielerlei Hinsichten negativ auf die Betroffenen auswirken: Neben der psychischen und körperlichen Last kann eine Erektionsstörung auch die Partnerschaft und insgesamt die Lebensqualität schwer beeinträchtigen. Der Verlust oder das fehlende Vorhandensein einer Erektion führt nach längerer Zeit unweigerlich zu einem Diskussionspunkt in der Beziehung. Aufgrund des immer größer werdenden Drucks verfallen Betroffene in eine depressive Stimmung und isolieren sich zunehmend. Hinzu kommt, dass aufgrund des Schams und der Scheu das Problem niemandem anvertraut wird. Dieser Belastung muss jedoch nicht standgehalten, sondern Paroli geboten werden – ein offenes Gespräch mit einem Urologen, der die Andrologie sein Spezialgebiet nennt, ist der erste Schritt dafür, dies zu tun.

Was sind die Ursachen einer erektilen Dysfunktion?

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen, die einer Potenzstörung zu Grunde liegen können. Ebenso ist eine erektile Dysfunktion in vielen Fällen auch als Vorbote oder Weckruf einer kardiovaskulären Erkrankung zu sehen.

Mögliche Ursachen einer Potenzstörung können sein:

  • Diabetes
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen (Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzinsuffizienz)
  • Chirurgische sowie nicht chirurgische Behandlungen von Prostatakrebs
  • Operationen im Bereich des Beckens (zum Beispiel: Darm, Blase, Prostata)
  • Medikamenteneinnahme (zum Beispiel: Blutdrucksenker, Antidepressiva)
  • Störungen des Hormonhaushaltes (zum Beispiel: Testosteronmangel)
  • Lebensstil (zum Beispiel: Übergewicht, Rauchen, exzessiver Alkoholkonsum, Bewegungsmangel).
  • Neurologische Probleme (zum Beispiel: Verletzungen des Rückenmarks, Parkinson, Alzheimer, Multiple Sklerose)
  • Psychosexuelle Störungen (zum Beispiel: Depressionen, Stress, Angststörungen, Traumen)
  • Veränderungen am Penis (zum Beispiel: Induratio penis plastica, Penisbrüche, Penisfibrosen)
  • Bestrahlung im kleinen Becken (zum Beispiel: Strahlentherapie der Prostata, Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU) der Prostata, des Darms) 

Welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung?

Anhand des Beschwerdebildes und der Ätiologie (Ursache) wird Herr Dr. Tosev einen individuellen Behandlungsplan erstellen, um wieder ein zufriedenstellendes Sexualleben führen zu können.

Nähere Informationen zu den einzelnen Behandlungsmethoden finden Sie auf den folgenden Seiten.

Therapiemöglichkeiten einer erektilen Dysfunktion sind insbesondere:

  • Medikamente zur oralen Einnahme: Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5)
  • Intraurethrale Medikation mit dem Wirkstoff des Prostaglandins E1 (Vitaros)
  • Intrakavernöse Injektionstherapie (SKAT) mit dem Wirkstoff des Prostaglandins E1 (Caverject)
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)
  • Schallwellentherapie mit therapeutischem Ultraschall
  • Intrakavernösen Injektion von Botox

Orale Medikation

Die Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5i) zählen zur Erstlinientherapie bei der erektilen Dysfunktion. Die PDE-5-Hemmer sind in Tablettenform erhältlich und werden oral eingenommen.

Der Wirkmechanismus findet sich in der Erweiterung (Vasodilatation) der Gefäße. Nachfolgend kommt es zu einer gesteigerten Blutfüllung der Schwellkörper, wodurch eine Erektion leichter erlangt und besser aufrechterhalten werden kann.

Zu den Wirkstoffen der PDE-5i zählen: Sildenafil (Handelsname: Viagra), Vardenafil (Handelsname: Levitra) und Tadalafil (Handelsname: Cialis)

Sildenafil und Vardenafil, auch kurzwirksame PDE-5-Inhibitoren genannt, haben vergleichbare pharmakokinetische Eigenschaften, sowohl was den Wirkeintritt nach 30–60 min angeht als auch die Wirkdauer, welche laut Produktinformation bei 4 h liegt.

Tadalafil, auch als langwirksamer PDE-5i bezeichnet, zeigt gemäß der Produktinformation einen Wirkeintritt nach 30 min und hat eine bewiesene Wirkdauer von 36 h. Bezüglich des Wirkeintritts ist bei Tadalafil allerdings zu beachten, dass hier erhebliche individuelle Unterschiede bestehen, was den Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration betrifft, und in Studien eine Schwankungsbreite von 30–720 min gemessen wurde, d. h, dass es im Einzelfall bis zu 12 h dauern kann, bis die maximale Plasmakonzentration und damit auch eine maximale Wirkung erreicht ist.

Die Dauer der Wirkung unterscheidet sich jedoch, daher muss die Auswahl des Wirkstoffes individuell getroffen werden.

Intraurethrale Medikation

Bei Gebrauch von intraurethraler Medikation zur Therapie der erektilen Dysfunktion wird ein Gel mittels eines Applikators in die Harnröhre eingebracht. Der enthaltene Wirkstoff -Prostaglandin E1 – erhöht den Blutfluss im Penis, was durch die vasoaktive Aktivität bewerkstelligt wird.

Das Medikament kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die orale Therapie nicht einschlägt.

Bei der Anwendung der intraurethralen Medikation wird häufig über Schmerzen im Penis oder in der Harnröhre berichtet, welche nach der Applikation des Gels auftreten.

Intrakavernöse Injektionstherapie

Die intrakavernöse Injektionstherapie wird auch als Spritze in den Penis bezeichnet. Dabei wird der Wirkstoff mit Hilfe einer Spritze in den Schwellkörper injiziert. Die Anwendung sollte unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr erfolgen und hält ca. 30-60 Minuten an.

Meist kommt der Wirkstoff Prostaglandin E1 (Caverject) zum Einsatz.

Die intrakavernöse Injektionstherapie wird in der Regel dann eingesetzt, wenn die orale Therapie nicht einschlägt.

Komplikationen der Selbstinjektionstherapie sind Hämatome am Penis, Manifestation von Induratio-penis-plastica (IPP)-ähnlichen Indurationen mit/ohne Penisverbiegungen sowie in der Testphase Priapismen.

Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)

Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) zählt zu einer neuartigen Behandlungsmethode der erektilen Dysfunktion. Basierend auf einer ausreichenden Evidenz gehört die niederenergetisch fokussierte Stoßwellentherapie zu der aktuellen Erstlinientherapien gemäß den Guidelines der European Association of Urology (EAU).

Wirkmechanismen einer Stoßwellentherapie: Extrakorporale Stoßwellen sind als ein mechanischer Stressor zu verstehen. Es entstehen biochemische Veränderungen im Gewebe, der sogenannten Mechanotransduktion.

Bekannte Wirkmechanismen und Effekte der ESWT:

  • Neovaskularisation
  • Lokale Durchblutungsförderung und Unterdrückung der proinflammatorischen Prozesse
  • Induzierte Ausschüttung von Wachstumsfaktoren wie TGF-ß1 und VEGF
  • Anregung zur mesenchymalen Stammzellenmigration
  • Antibakterieller Effekt
  • Stimulation der Fibroblasen Profliferation  

Wie sieht eine Stoßwellentherapie aus?

Bei der Stoßwellentherapie zur Behandlung der erektilen Dysfunktion werden mit einem speziellen Gerät Stoßwellen erzeugt. Diese Stoßwellen werden auf den Penis gerichtet und führen im Schwellkörper zu Umbauprozessen, welche die Durchblutung des Penis bei sexueller Stimulation verbessern. Durch mehrmalige Wiederholung der Stoßwellenapplikation wird der Umbauprozess im Penis in Gang gesetzt.

Die gesamte Behandlung erfolgt ambulant, was bedeutet, dass Sie gleich nach erfolgter Stoßwellentherapie die urologische Praxis wieder verlassen können.

Ist eine Stoßwellentherapie schmerzhaft?

Patienten berichten, dass sie während der Behandlung mit Stoßwelle gelegentlich ein mildes Stechen am Penis wahrnehmen. Dies wird jedoch nicht als unangenehm oder schmerzhaft beschrieben.

Ab wann kann man eine positive Wirkung auf die Potenz erwarten?

Eine Verbesserung der Potenz tritt kontinuierlich und bereits nach den ersten Anwendungen ein.

Wer ist ein Kandidat für eine Stoßwellentherapie?

Die Stoßwellentherapie kann bei jedem Patienten mit Potenzproblemen und erfolgter urologischen Untersuchung durchgeführt werden.

Hat die Stoßwellentherapie Risiken oder Nebenwirkungen?

Die Stoßwellentherapie hat ein sehr gutes Nutzen-Risiko Profil. Laut aktueller Literatur gibt es keine signifikanten Nebenwirkungen oder Risiken. Das Schmerzprofil der Therapie ist sehr gering.

Die Stoßwellentherapie kann sehr gut mit therapeutischem Ultraschall kombiniert werden.

Therapeutischer Ultraschall:

Der therapeutische Ultraschall zählt zu einer neuartigen Behandlungsmethode der erektilen Dysfunktion.  Bei dem therapeutischen Ultraschall findet durch die Applikation der Schallwellen eine Umwandlung des absorbierten Schalles in andere Energieformen, üblicherweise in Wärme, statt.  Der hier eingesetzte hochfrequente Ultraschall erwärmt das Gewebe, steigert den Blutfluss, stimuliert antientzündliche Prozesse und unterstützt so die körpereigene Gewebsregeneration, die Aktivierung von Stammzellen und die vermehrte Freisetzung von Botenstoffen (eNOS).

Unsere klinischen Beobachtungen deuten auf eine synergistische Wirkung im Zusammenhang mit der Stoßwellentherapie hin und daher erfolgt standardmäßig in unserer urologischen Praxis eine Kombination aus beiden Verfahren.

Ist eine Schallwellentherapie schmerzhaft?

Bei dem therapeutischen Ultraschall erfolgt durch die Applikation der Schallwellen eine Umwandlung des absorbierten Schalles in Wärme. Somit ist auch kein Schmerz zu erwarten. Patienten berichten, dass sie während der Behandlung gelegentlich ein Wärmegefühl am Penis wahrnehmen. Dies wird jedoch nicht als unangenehm oder schmerzhaft beschrieben.

Hat die Schallwellentherapie Risiken oder Nebenwirkungen?

Grundsätzlich treten während der o.g. multimodalen Therapie (Stoßwelle+ Schallwelle) wesentliche Nebenwirkungen oder Schmerzen erfahrungsgemäß sehr selten oder gar nicht auf.

Die Schallwellentherapie weist keine signifikanten Nebenwirkungen oder Risiken. Im Fall eines Überschreitens der empfohlenen Therapiedauer kann das Gewebe des Schwellkörpers absterben (Nekrose).  Sollte der Patient während oder nach der Ultraschalltherapie Schmerzen oder andere Auffälligkeiten empfinden, sollte er dem behandelnden Arzt sofort Bescheid.

Alles in allem ist die Schallwellentherapie in Kombination mit Stoßwellentherapie als sehr gut verträgliche Behandlungsmethode für die erektile Dysfunktion zu werten.

Intrakavernöse Injektionen von Onabotulinumtoxin A (Botox)

Direkte intrakavernöse Injektionen von vasoaktiven Wirkstoffen zur Behandlung von Erektionsstörungen (Dysfunktion) wurden erstmals 1982 unter Verwendung von Papaverin beschrieben. Später wurden viele Agenten für intrakavernöse Injektionen eingeführt. Eines der am meisten neu eingeführten intrakavernösen Injektionsmittel zur Behandlung von ED ist Botulinumtoxin Typ A.  Ebenso konnte die positive Wirkung der Substanz bezogen auf die erektile Dysfunktion in mehreren Studien in den letzten 2 Jahren belegt werden.

Botox ist ein Protein, das aus dem Bakterium Clostridium botulinum gewonnen wird. Botulinumtoxine sind von Bakterien produzierte Exotoxine. Werden sie in einen Muskel gespritzt, so blockieren sie dort gezielt durch Zerstörung von Proteinkomplexen die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin. Dadurch kann der entsprechende Muskel nicht mehr wie gewohnt angespannt werden. Nach einer therapeutischen Injektion baut sich die Wirkung langsam auf und erreicht – je nach Indikation und Dosis – nach etwa zehn Tagen ihren Höhepunkt. Nach zwei bis sechs Monaten ist die Neuaussprossung der Nervenenden beendet, wodurch die Muskeln wieder aktiviert werden können.

Wirkungsmechanismus der intrakavernösen Injektionen von Botox

Die Ursache für den Effekt bei Behandlung von erektiler Dysfunktion könnte sein, dass durch Botulinumtoxin die Freisetzung von Noradrenalin gehemmt wird, wodurch sich unter anderem der Tonus der penilen Widerstandsgefäße und der kavernösen glatten Muskelzellen verringert; der Ruheblutfluss steigt.

Wie sieht eine Therapie mit einer intrakavernösen Injektion von Botox aus?

Vor der Therapie erfolgt ein lokaler Penisblock (Peniswurzelblock).  Danach wird bei der intrakavernösen Injektionstherapie mit Botox der Wirkstoff an bestimmten Stellen mit Hilfe einer Spritze in den Schwellkörper injiziert.

Wie oft muss man die intrakavernöse Injektion von Botox wiederholen?

Die Therapiewirkung von Botox hält mehr als 6 Monate an. Danach kann eine erneute Botox-Therapie bzw. bei nachgelassener Wirkung erfolgen.

Ab wann kann man eine positive Wirkung auf die Potenz erwarten?

In der Regel tritt nach zwei Wochen die gewünschte Wirkung ein.

Wer ist ein Kandidat für eine Botoxtherapie am Penis?

Patienten, welche auf eine medikamentöse Therapie schlecht ansprechen und sich nicht wiederholt mit einer intrakavernösen Injektionstherapie behandeln lassen. 

Bei erfolgter Stoßwellentherapie ohne Verbesserung der erektilen Funktion oder nach erfolgter radikaler Prostatektomie kann eine Kombination mit Stoßwellentherapie, Schallwellentherapie sowie Botox erprobt werden.

Hat die Botoxtherapie am Penis Risiken oder Nebenwirkungen?

Trotz sorgfältiger Durchführung der Therapie kann es sehr selten zu vorübergehenden Hautrötung an der Behandlungsstelle kommen.  Wie bei jeder anderen Einspritzung in die Haut kann es in seltenen Fällen zu einer Hautreizung oder Infektion, zu einer leichten Schwellung oder zu einem kleinen Bluterguss kommen. Allergien gegen diese Mittel sind nicht bekannt.