Rezum – Die konvektive Wasserdampfablation der Prostata

Was ist benigne Prostatahyperplasie?

Benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Durch diese Vergrößerung kann die Harnröhre zusammengedrückt werden, was zur Reduktion oder Blockierung des Harnflusses führen kann. Das Prostatavolumen korreliert nämlich nur schwach mit der Stärke der Symptomatik.

Welche Symptome können bei BPH auftreten? 

  • häufiges Wasserlassen
  • imperativer Harndrang
  • abgeschwächter Harnstrahl
  • schmerzhafte Blasenentleerung
  • nächtliches Wasserlassen
  • Restharnbildung
  • postmiktionelles Nachträufeln

Welche Komplikationen können bei BPH auftreten:

  • rezidivierende Harnwegsinfekte
  • Bildung von Blasensteinen
  • Harnstau bis in die Nieren
  • chronisches postrenales Nierenversagen
  • Überlaufinkontinenz

Diagnostisches Vorgehen bei BPH:

Aufgrund der möglichen Komplikationen der Erkrankung und der ernsthaften Differenzialdiagnosen (z. B. Blasentumor oder Prostatakarzinom) ist eine zeitnahe Abklärung von Symptomen des unteren Harntrakts wichtig, auch wenn es sich „nur“ um Beschwerden beim Wasserlassen handelt.

Ein einfaches diagnostisches Hilfsmittel ist neben einer ausführlichen Anamnese die Erhebung des International Prostate Symptom Scores (IPSS) sowie Durchführung einer Uroflowmetrie. Eine Einteilung in Blasenspeicher- und Entleerungssymptome hilft bei der Wahl des richtigen Medikaments. Empfohlen wird zudem das Führen eines Miktionstagebuchs, in dem Trinkmenge sowie Miktionsvolumen und -häufigkeit (Tag und Nacht getrennt) über mindestens zwei Tage dokumentiert werden.

Zur Basisuntersuchung gehört auch ein Urintest zum Ausschluss eines Infekts oder einer Hämaturie.

Zur Basisdiagnostik zählt ebenfalls eine digital-rektale Untersuchung (DRU). Meist ist neben der Durchführung einer DRU auch die Bestimmung des PSA-Werts oder Stockholm-3-Tests zum Ausschluss eines Prostatakarzinoms sinnvoll.  Die Spiegelung von Harnröhre und Harnblase (Urethrozystoskopie) ist vor einer Verkleinerung der Prostata, bei Vorliegen von Hämaturie, einer bekannten Harnröhrenstriktur oder einem Blasentumor in der Vorgeschichte durchzuführen. 

Konservative Therapie der BPH

Alphablocker

α-Adrenozeptor-Antagonisten (z. B. Alfuzosin, Terazosin, Doxazosin, Tamsulosin) können die Symptome des unteren Harntrakts über eine Relaxation von glatten Muskelzellen in der Prostata mildern und sind aufgrund ihres schnellen Wirkeintritts und ihrer guten Verträglichkeit oft Mittel der ersten Wahl. Die Europäische Gesellschaft für Urologie (EAU) empfiehlt in ihren Leitlinien, dass eine Alphablocker-Therapie allen Männern mit moderaten bis schweren LUTS (IPSS > 7) angeboten werden sollte. Insbesondere ältere Patienten sollten über den blutdrucksenkenden Effekt der Wirkstoffgruppe aufgeklärt werden. Aus diesem Grund sollte die Einnahme stets abends erfolgen. Sexuell aktive Patienten sollten über Auftreten einer retrograden Ejakulation als häufige Nebenwirkung unterrichtet werden.

5α-Reduktase-Inhibitoren

Diese Wirkstoffgruppe (z. B. Dutasterid oder Finasterid) verringern die Menge an Dihydrotestosteron und induzieren dadurch eine Apoptose von Epithelzellen der Prostata. Dies führt wiederum zu einer Größenreduktion von ungefähr 25% im Therapieverlauf. Der Wirkeintritt erfolgt erst verzögert, worüber die Patienten unbedingt aufgeklärt werden sollten. 5α-Reduktase-Inhibitoren sind für Patienten mit einem Prostatavolumen von > 40 ml empfohlen. Über eine reduzierte Libido, erektile Dysfunktion, Ejakulationsstörungen oder depressive Verstimmungen als mögliche Nebenwirkung sollte unbedingt aufgeklärt werden. Die PSA-Werte halbieren sich unter einer Therapie mit 5α-Reduktase-Inhibitoren nach einem halben Jahr um ungefähr die Hälfte, was in der Interpretation der Werte in der Prostatakrebsvorsorge berücksichtigt werden muss

Anticholinerge Therapie

Die anticholinergen Substanzen (zum Beispiel, Oxybutynin, Solifenacin, Darifenacin) können über eine Hemmung parasympathischer Aktivitäten die Drangsymptomatik positiv beeinflussen. Die EAU empfiehlt sie daher für Patienten, bei denen eine Speichersymptomatik im Vordergrund steht, allerdings besitzen diese Medikamente offiziell keine Zulassung für die Behandlung von BPS-Patienten. Eine häufige Nebenwirkung ist Mundtrockenheit.

Die Wirkstoffgruppe sollte bei Patienten mit Restharnmengen von über 150 ml aufgrund eines erhöhten Risikos für einen akuten Harnverhalt nicht eingesetzt werden. Alternativ kann bei Patienten, die hauptsächlich unter Speichersymptomen leiden, auch der Beta-3-Adrenozeptor-Agonist Mirabegron rezeptiert werden.

Phosphodiesterase-5-Hemmer

Der Phosphodiesterase(PDE)-5-Hemmer Tadalafil kann nicht nur für pulmonal-arterielle Hypertonie und erektile Dysfunktion verschrieben werden, sondern seit einigen Jahren in verringerter Dosierung (5 mg) auch für Patienten mit BPH. Insbesondere jüngere Patienten mit niedrigem Body-Mass-Index (BMI) und starken LUTS-Beschwerden scheinen von einer Therapie zu profitieren. Die EAU empfiehlt Tadalafil für BPH-Patienten mit oder ohne erektile Dysfunktion. Bei Patienten mit einer schweren kardialen Vorerkrankung, z. B. bei einer instabilen Angina pectoris, ist eine Therapie kontraindiziert.

Operative Therapie

Nicht selten dekompensieren die Beschwerden trotz leitliniengerechter medikamentöser Therapie im Verlauf, oder es kommt zu einem selbstständigen Absetzen der verordneten Medikamente aufgrund schlechter Verträglichkeit. In diesen Fällen sollte den betroffenen Patienten eine operative subvesikale Desobstruktion angeboten werden. Auch wenn ein Patient eine medikamentöse Therapie ablehnt, aber dennoch eine aktive Therapie wünscht, ist eine Operation die Therapie der Wahl. Zudem gibt es absolute Operationsindikationen für BPS-Patienten, nämlich rezidivierende Harnverhalte, rezidivierende Harnwegsinfekte, Blasensteine, rezidivierende und BPH-bedingte Makrohämaturien oder BPH-bedingte Harnstauungsnieren.

Die Wahl der Operationsmethode hängt maßgeblich vom Prostatavolumen ab, aber auch von Begleiterkrankungen, der Anästhesiefähigkeit des Patienten, der Erfahrung des Operateurs mit der jeweiligen Methode und dem Patientenwunsch.

Rezum (Wasserdampfablation) der Prostata

Seit 2019 wird die Rezum™-Therapie als minimal invasive, Potenz- sowie Ejakulat – schonende Therapie bei gutartiger Prostatavergrößerung (BPH) in Deutschland eingesetzt. Durch eine Behandlung mit sterilem Wasserdampf wird die Prostata auf eine sehr schonende Art verkleinert. Erfahrungsgemäß tritt weder ein Blutverlust auf noch kommt es zu einem Einschwemmen von Spüllösungen. Die Behandlung wird in der Regel während eines Praxis-/Arztbesuchs durchgeführt und erfordert keine Vollnarkose. Seit 2022 hat Herr Dr. Tosev ein Zertifikat für Center of Excellence erhalten und gehört zu einem der ersten Urologen in Deutschland mit einer solchen Auszeichnung und ist der erste in Deutschland, welcher das Verfahren ambulant etabliert hat.

Welche Vorteile bietet eine Therapie mit Rezum?

Die konvektive Wasserdampfablation der Prostata ist eine sehr schonende Behandlungsmethode. Ein Blutverlust oder Einschwemmen von Spüllösungen sind nicht zu erwarten. Zudem wird durch das Verfahren die Erektions- und Ejakulationsfunktion in der Regel erhalten. Aufgrund des niedrigen Behandlungsrisikos kann Rezum für bestimmte Patienten eine Alternative zur medikamentösen Therapie der BPH darstellen. Da die Wasserdampfablation in Analgosedierung, kombiniert mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt werden kann, bietet sie Patienten mit hohem Narkoserisiko eine gute Behandlungsoption.

Wie wird die Operation durchgeführt?

Unter Analgosedierung wird zunächst eine Harnröhren- und Blasenspiegelung durchgeführt. Nach zusätzlicher örtlicher Betäubung der Prostata wird von der Harnröhre ausgehend Wasserdampf an verschiedene Stellen in die Prostata appliziert. Die Anzahl der Injektionen richtet sich nach der Prostatagröße. Insgesamt dauert das Verfahren nur wenige Minuten.

Wie funktioniert die Wasserdampfablation?

Das Rezum-System wird durch die Wasserdampfenergie betrieben und leitet die gespeicherte Wärmeenergie gezielt und kontrolliert direkt in die Region der Prostata. Dabei verteilt sich der Wasserdampf gleichmäßig zwischen den Gewebezellen innerhalb der Prostata. Das verödete Gewebe wird im Laufe des natürlichen Heilungsprozesses vom Körper absorbiert, wodurch sich das Volumen der Prostata verringert. Dies führt zu Linderung der unteren Harnwegsymptome und zu einer Verbesserung des Harnstrahls.

Für die Rezum-Therapie geeignet sind:

  • Patienten, die sich für eine medikamentöse BPH-Therapie entschieden haben, aber damit unzufrieden sind oder die Medikamente nicht mehr einnehmen können bzw. wollen.
  • Patienten, die einem invasiven chirurgischen BPH-Verfahren ablehnend gegenüberstehen.
  • Patienten mit hohem Narkoserisiko oder Blutungsrisiko für andere OP-Verfahren (TUR-Prostata, Laser-Enukleation).
  • Patienten, bei denen die Erhaltung der erektilen- sowie ejakulativen Funktion eine wichtige Rolle spielt. 

Wie schnell tritt eine Verbesserung ein?

Die meisten Patienten bemerken bereits nach wenigen Wochen eine Verbesserung der Symptome. Bis zum Eintreten des maximalen Effekts können bis zu drei Monate vergehen. Das Ansprechen unterscheidet sich von Patienten zu Patienten und es hängt von der Erfahrung des Operateurs ab.